Es war einmal...
Das Olympiastadion bebt. Die Vorband hat sich verabschiedet und jetzt kommen sie: „Seeregen“ – die
Rockgiganten schlechthin hierzulande. „The German Supergroup“ ist die harmloseste Formulierung, die
man von der letztjährigen Grammy-Preisverleihung in New York (Bestes Album etc.) noch im Ohr hat.
Doch zurück zum Konzert vor den 70.000 Glücklichen hier in Berlin, die noch eine Karte bekommen
haben. Mit schlurfendem Schritt vom linken Bühnenrand kommend, erklimmt Ludwig S. das
Drumset-Podest. Auf dem kurzen Weg von 20 Metern hat er dem Publikum
nur 10 Mal den ausgestreckten rechten Mittelfinger gezeigt. Der Erfolg macht ihn scheinbar immer
bürgerlicher.
Ein Roadie zieht einen goldbeschlagenen Schubkarren auf die Bühne. Frachtgut: 3 E-Bass-Gitarren, 2
Akustik-Gitarren, eine Mundorgel, eine Triangel. Dicht gefolgt von S... ‚Universe’ - erste
Sprechchöre setzen ein. Willm trägt wieder mal ein neues Basecap, um seine Pläte zu verbergen –
diesmal karogemustert in rot-grün, der alte Politromantiker. Er lächelt zur Seite, einen Augenblick
nur. Egal, die Menge ist dankbar für jede kleine Aufmerksamkeit, die einer der drei ihnen widmet.
Doch wo ist G... ? Die Sekunden werden zu Minuten. Die La-Ola-Welle rollt zwar nach
wie vor durchs Stadion, doch der Schlachtruf lautet nun „Wo ist G... ?“ Abgehetzt erscheint er
schließlich, stellt sich vors mittlere Mikrofon-Stativ und sagt kleinlaut: „Sorry, Folks. Ich
musste noch Geld in die Parkuhr werfen für die nächsten 2 Stunden.“ Die Masse brüllt. Ja so lieben
sie ihn. Bescheiden und bodenständig wie eh und je.
Ungeduldig hämmert L... die Double-Basedrum, übrigens ein Geschenk von Lars Ullrich (früher Drummer
bei Metallica). S... steigt ein, hart und kompromisslos. Drum’n Base im 4/4-ICE-Tempo.
G... E-Gitarre jault auf. Willm setzt per Synthi-Tastendruck seine 40 Violinen in Bewegung. Gar nicht
sphärisch, sondern sehr sehr irdisch gesellt sich nun der Backgroundchor dazu – 8 Märchenprinzessinnen
aus 5 Kontinenten. Und nun kann die Party starten: „Hallo Leute,...“